Wednesday 7 March 2012

German Interview with Björn and Gustaf ♥

Hej!

Here is a german Interview about Caligola by Björn and Gustaf for the german radiostation 1Live.



Caligola, Rechte:  UniversalEigentlich wollten Mando Diao 2012 mit einem neuen Studio-Album aufwarten. Doch dann kam ihnen ein geheimnisvolles Künstler-Netzwerk dazwischen. Das Ergebnis: Schwere Mönchskutten, apokalyptische Botschaften und ein Ausflug in die "black music" der 70er. 1LIVE traf Gustaf Noren und Björn Dixgard alias Caligola alias Mando Diao im stilvollen Ambiente des Berliner "Hotel de Rome".
 

1LIVE: Gustaf, was ist Caligola – ein Nebenprojekt oder eine eigenständige, neue Band?
 
Gustaf Noren: Ich würde es als Band bezeichnen. Wobei das erste Mal, dass wir mit Caligola in Kontakt gekommen sind, vor ein paar Jahren in Amerika war. Genauer: in New York, wo ein Freund eine Vernissage in einer Galerie hatte. Da waren richtig gute DJs, und es herrschte ein ziemlich cooler Party-Vibe. Also kamen wir mit den Leuten ins Gespräch, hatten eine gute Zeit und wurden Freunde. Und eine Menge kreative Köpfe, die wir kennen, benutzen dieselben Kanäle - Fotografen, Filmemacher, DJs. Die wollten wir auf einem Album zusammenbringen, womit wir vor zwei Jahren begonnen haben. Von daher ist es eine Band, die aus vielen Faktoren und Künstlern besteht. Es ist ein Kollektiv - im klassischen Sinne des Wortes. Und die Beteiligten kommen von überall her: New York, Italien, Los Angeles, Stockholm…
Björn Dixgard: Es spielen fast 30 Leute auf diesem Album. Verschiedene Gitarristen, Drummer und Sänger aus aller Welt. Aber auch Künstler, die das Artwork und andere Sachen entworfen haben.


1LIVE: Wie kommt es, dass man davon noch nie etwas gehört oder gelesen hat? Der Name Caligola taucht nicht einmal im Internet auf…
 
Björn Dixgard: Es war einfach ein gut gehütetes Geheimnis, eine völlige Underground-Geschichte. Aber eine sehr aktive, mit zahlreichen Partys, auf denen sich Künstler kennen lernen und austauschen konnten. Insofern war es eher privat als geheim. Und unsere Absicht ist, die Inhalte zu nehmen und das zu machen, was wir am besten können – nämlich ein Album aufnehmen und live spielen. Denn wir sind Sänger und Tänzer.
 
1LIVE: Wie funktioniert das Ganze: auf Einladung oder über ein kompliziertes Aufnahmeverfahren?
 
Björn Dixgard:
Es ist einfach so, dass man durch eine andere Person eingeführt und vorstellt wird - aber man muss nicht irgendwelche Prüfungen bestehen oder Aufnahmeverfahren über sich ergehen lassen.  


 
1LIVE: Und die Mönchskutten, die im Video zu "Sting Of Battle" auftauchen? Die erinnern eher an "Eyes Wide Shut" und eine geheime Gesellschaft...

Gustaf Noren: Nein, keine Sorge. Die Umhänge sollen lediglich verdeutlichen, dass es bei uns keine Grenzen in punkto Ausdruck und Stil gibt. Du kannst zum Beispiel ein Transsexueller aus Thailand sein, ein Tänzer aus Russland oder ein Rastafari – mit diesen Kutten sind wir alle Caligola und alle gleich.

1LIVE:
Was hat das Ganze mit dem durchgeknallten römischen Kaiser zu tun, der ja nun wirklich kein Sympathieträger war?

Björn Dixgard: Das ist eine Metapher. Caligola war rücksichtslos. Ein gnadenloser Herrscher. Nur: Um Kunst zu machen, die eine gewisse Halbwertszeit besitzt, musst du halt auch auf eine bestimmte Art rücksichtslos sein. Kombiniert mit jeder Menge Lust und Leidenschaft. Das ist es, was wir mit diesem Kaiser gemeinsam haben. Denn er war verrückt. Und verrückt zu sein, ist gut, wenn du etwas kreieren willst. Was aber nicht bedeutet, dass wir seine Grausamkeit gut heißen.
Gustaf Noren: Und wenn Little Wayne sagt: "Verdienst du Geld, wirst du verrückt", dann ist es bei mir eher so: Wenn ich verrückt werde, kriege ich Geld. Denn unser Job würde jeden Verrückten glücklich machen. Das haben wir über die Jahre oft beobachtet. Eben dass er nicht darin besteht, in irgendeiner Weise normal zu sein. Und unter diesen Kutten herrscht völlige Freiheit, was die Philosophie unterstützt, dass man öfter verrückt sein sollte bzw. Verrücktheit der normale Geisteszustand ist.


1LIVE:
Und Caligola liefern den Soundtrack dazu?


Björn Dixgard: Ja, den Soundtrack zum Tanzen, Spaß haben und kreativ sein.

1LIVE:
Mit einem Sound, der bei Mando Diao nicht funktionieren würde? Also mit viel Disco, Funk und Soul – mit "black music"?


Gustaf Noren:
Einiges davon geht bestimmt einen Schritt weiter. Und mit Caligola ist es definitiv leichter, Sachen zu machen, für die man sich ansonsten schämen würde. Oder die einem peinlich wären. Das kann man hier viel besser ausloten. Und wer weiß: Wenn dir alles egal ist, entsteht dabei vielleicht auch eine ganz andere Form des Ausdrucks.


1LIVE: Was den geballten Sex in den Texten erklärt...

Gustaf Noren:
Sex ist so wichtig für die Musik. Und wenn man mich fragt, ist er über die Jahre komplett verloren gegangen. Die einzigen Genres, in denen er noch präsent ist, sind R'n'B und HipHop. Dabei sollte er in jedem Musikstil auftauchen.


1LIVE: Daher auch Pferde mit erigierten Penissen als Artwork?

Gustaf Noren (lacht): Ein geiles Tier beschreibt das Gefühl von Caligola besser als alles andere. Denn es ist in einem bestimmten Zustand, hat ein klares Ziel und ist bereit, es zu erreichen. (lacht) Sprich: Es hat eine Mission. Und jeder, der geil ist, hat eine klare Vorstellung davon, was er will, und ist auch im Begriff das umzusetzen.

1LIVE: Das klingt, als würdet ihr den Hedonismus des legendären Studios 54 beschwören?

Gustaf Noren: Warum nicht? Ich denke, die 70er waren eine Dekade, die das Lebensgefühl von Caligola auf den Punkt gebracht hat. Eben, weil es eine Zeit war, als Soul-Künstler auch mal Einflüsse aus der klassischen Musik verarbeitet haben. Wie Barry White oder Isaac Hayes. Und die Punk-Bands haben Einflüsse aus der Reggae-Szene übernommen. Wie The Clash.

Björn Dixgard: Das waren Leute, die keine Angst hatten – während es heute größtenteils so ist, dass sich Musiker für eine Sache entscheiden und dann daran festhalten. Die machen sich gar nicht erst die Mühe, einen neuen Stil auszuprobieren oder mal mit externen Ideen zu arbeiten. Mehr noch: Sie haben sogar Angst davor. Und Caligola – das Netzwerk wie die Band – steht dafür, sich zu öffnen, das eigene Ego zurückzustellen und im Kollektiv kreativ zu sein. Was zu einem Austausch führt, zu einem Mix der Kulturen. Eben mit Leuten aus Afrika, Asien, Europa und Amerika, die die unterschiedlichsten Elemente einbringen. Genau darauf basiert ein urbaner Sound wie HipHop. Eben auf Blues, Jazz, Rock, was auch immer.


Gustaf Noren:
Und in Mando Diao haben wir fünf Farben, in Caligola dagegen 250 oder 1.000. Das ist eine tolle Erfahrung.

1LIVE:
Wie passt dieser geballte Optimismus zu den apokalyptischen Symbolen, mit denen ihr gleichzeitig um euch werft?


Gustaf Noren:
Das ist einfach die Art, wie sich urbane Kultur präsentiert. Hör dir nur die Gangster-Ghetto-HipHop-Sachen aus den wirklich gefährlichen Orten der Welt an, wie etwa Compton. Die sind immer sehr optimistisch. Einfach, weil das ein Weg ist, um die Dunkelheit zu meistern, und da Licht reinzubringen. Und Caligola versucht, die Dunkelheit aller beteiligten Künstler zu kanalisieren. Denn so entsteht Musik, die das Leben umarmt.


1LIVE: Die ihr "Back To Earth", zurück zur Erde, bringt?


Gustaf Noren:
Ja, entweder vom Himmel oder aus der Hölle. Wobei die Musik ganz klar vom Himmel kommt, und Caligola aus der Hölle. Eben eine Menge Licht und Schatten. Damit befassen wir uns.
1LIVE:
Werdet ihr auch live auftreten bzw. auf Tour gehen?


Gustaf Noren:
Aber sicher! Wobei es bei Caligola nicht um irgendwelche Stars geht, die in sicherer Distanz auf der Bühne stehen, sondern wir bemühen uns, das Publikum aktiv mit einzubeziehen. Ich meine, wenn wir Shows spielen, und das werden wir bald auch in Deutschland tun, sind da mindestens 25 Leute im Publikum, die zur Band gehören. Also Künstler, Maler, Fotografen. Jeder, der zu Caligola beiträgt, ist Caligola. Und von daher gibt es viele Möglichkeiten für die Fans, ein Teil davon zu sein. Ich meine, schaut euch nur an, was gerade auf unserer Facebook-Seite passiert. Da posten Leute Fotos, Gemälde und Remixes. Sie versuchen, sich da genau so einzubringen, wie wir. Und genau darum geht es. Nämlich aktiv zu sein, statt einfach zu konsumieren.


1LIVE: Und wie geht es mit Mando Diao weiter?

Gustaf Noren: Wir werden dieses Jahr definitiv noch ein schwedisches Album veröffentlichen, das auch schon fertig ist. Es geht nur darum, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um es zu veröffentlichen. Wobei es aber nicht so ist, als ob Caligola und Mando Diao in irgendeiner Form kollidieren würden.


Quelle: http://www.einslive.de/musik/interviews/2012/03/120302_interview_caligola.jsp

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